Nach Wollsocken, Hausschuhen und Winterboots müssen sich die Füße erst wieder an die neue Freiheit in offenen Schuhen gewöhnen. Doch längst nicht alle Füße sind so makellos, um mit ihnen den perfekten Auftritt planen zu können. Ein hervorstehender Ballen oder schiefe Zehen, aber auch schmerzende Fußballen beim Stehen oder Barfußlaufen können die Freude an High Heels und modischen Sandaletten trüben.
Was in solchen Fällen zu tun ist, erklärt der Münchner Fußspezialist Dr. Steffen Zenta im Gespräch mit TOPFIT.
Von Dr. Nicole Schaenzler
Unschöne Verhornungen und Druckstellen an Ballen, Fersen oder Zehen, Rötungen, eine spröde rissige Haut ... nach einem langen Winter in warmen Stiefeln und dicken Socken sehen viele Füße nicht so aus, als könnten sie bedenkenlos in die Sandalen schlüpfen. Zum Glück können solche »Makel« meist mit einem intensiven Pflegeprogramm und etwas Geduld behoben werden. Von außen ist dem Fuß nichts anzusehen. Und es ist auch nicht der Fersensporn selbst, der für die Beschwerden verantwortlich ist. Tatsächlich kommt es vor, dass der Betroffene gar nichts von einem Sporn in seiner Ferse weiß, bis er zufällig im Röntgenbild entdeckt wird. Hat sich jedoch eine Entzündung im umliegenden Gewebe entwickelt, treten Schmerzen auf.
Etwas anderes ist es, wenn das optische Erscheinungsbild der Füße durch Fehlstellungen getrübt ist: Dann ist über kurz oder lang der fachkundige Rat eines Orthopäden notwendig, der sich auf die Behandlung von Fußerkrankungen spezialisiert hat. Besonders oft macht Frauen – häufig aufgrund einer genetischen Veranlagung – ein Hallux valgus zu schaffen. Seine Erscheinungsmerkmale: ein verbreiteter Vorfuß, die große Zehe hat sich zu den Nachbarzehen verschoben und es hat sich an der Fußinnenseite eine Wölbung gebildet – deshalb auch der Name »Ballenzeh«. Dieser vorgewölbte Ballenbereich ist anfällig für schmerzhafte Schwielen und Schleimbeutelentzündungen.
Hallux valgus – nicht nur ein kosmetisches Problem
Ein Hallux valgus sieht nicht nur unschön aus, sondern er entwickelt sich auch nicht mehr von selbst zurück. »Ist die Fehlbildung nur leicht ausgeprägt, können orthopädische Einlagen, spezielle Abrollhilfen, regelmäßige Gehübungen und/oder ein Fußübungsprogramm mit Spiraldynamik® helfen«, erklärt Dr. Zenta. Als ein kosmetisches Problem möchte er den Hallux valgus nicht verstanden wissen: »Bleibt die Fußfehlstellung unbehandelt, kann eine Kettenreaktion in Gang gesetzt werden, an deren Ende nicht nur anhaltende Schmerzen, sondern auch weitere Zehendeformitäten wie Krallen- oder Hammerzehen stehen«, so der Fußspezialist. In diesem Stadium ist die Fehlstellung der Großzehe bereits so weit fortgeschritten, dass häufig nur noch eine operative Korrektur erfolgversprechend ist: »In den allermeisten Fällen kann der betroffene Fuß so wiederhergestellt werden, dass eine völlig normale Funktion möglich ist und er auch optisch wieder ästhetisch ansprechend aussieht«, sagt Dr. Zenta.
Nur gesunde Füße sind schön und gepflegt. Deshalb der Rat des Experten: »Wer erste Anzeichen eines Fußproblems ernst nimmt und sich an einen Spezialisten wendet, hat gute Chancen, eine bleibende Fehlstellung günstig zu beeinflussen«.
NACHGEFRAGT
Nicht nur eine veränderte Fußform, sondern auch heftige Schmerzen im Fußballen können Frauenfüßen zu schaffen machen. Oft ist es dann so, dass die Beschwerden erst wieder verschwinden, wenn man die Schuhe auszieht. Ein häufiger Grund ist ein verdickter Nervenknoten, wie der Münchner Orthopäde und Fußspezialist Dr. Steffen Zenta vom Orthopädischen Versorgungszentrum im MVZ im Helios erklärt.
Herr Dr. Zenta, was könnte dahinterstecken, wenn beim Gehen oder Stehen immer wieder Schmerzen im Fußballen auftreten?
Dr. Zenta: Schmerzzustände im Mittelfuß werden nicht selten durch einen verdickten Nervenknoten ausgelöst – ein Krankheitsbild, von dem hierzulande mehr als 400 000 Menschen betroffen sind und das auch Morton Neurom genannt wird. Ausgangspunkt ist eine fehlerhafte Lastverteilung des Körpergewichts, wodurch es zu einem erhöhten Druck auf die zweiten bis vierten Mittelfußköpfchen kommt. Durch die Druckbelastung auf die zehenversorgenden Nerven, die zwischen den Köpfchen und den Mittelfußknochen verlaufen, können sich schmerzhafte bindegewebsartige Wucherungen entwickeln. Die krankhafte Verdickung engt den Nerv dann zusätzlich ein.
Wie wird ein Morton Neurom behandelt?
Dr. Zenta: Es kommt vor, dass wir die Beschwerden bereits mit individuell angepassten Spezialeinlagen, der Verordnung von Schmerzmitteln und der Empfehlung, immer genügend weite Schuhe zu tragen, in den Griff bekommen.
Wie gehen Sie vor, wenn konservative Maßnahmen nicht mehr helfen?
Dr. Zenta: In diesem Fall ist die operative Entfernung des Nervenknotens der einzig erfolgversprechende Weg, um langfristig schmerzfrei zu bleiben. Hierbei handelt es sich aber um einen unkomplizierten Eingriff, der in der Regel nur eine kurze Erholungszeit nach sich zieht: Über einen Minischnitt von etwa zwei Zentimetern wird der verdickte Nervenknoten von oben über den Fußrücken entfernt. Die Fußsohle, die das gesamte Körpergewicht trägt, bleibt intakt. Dennoch empfehle ich meinen Patientinnen und Patienten, für sechs Wochen nach dem Eingriff auf jeden Fall einen Spezialschuh zum Schutz des operierten Fußes zu tragen.
Zur Person
Dr. med. Steffen Zenta praktiziert im Orthopädischen Versorgungszentrum im MVZ im Helios München und behandelt sämtliche Erkrankungen und Fehlstellungen des Fußes. Zu seinen chirurgischen Schwerpunkten gehören z. B. gelenkerhaltende Operationen bei Hallux valgus und anderen Vorfußerkrankungen, die operative Hammer- und Krallenzehkorrektur sowie die endoprothetische Versorgung des Großzehengrund- und des Sprunggelenks. Außerdem ist Dr. Zenta Gründer und Leiter des Hand- und Fußzentrums München (HFZ).
Nähere Infos:
www.mvz-im-helios.de
www.hfz-muenchen.de