Craniosakrale Osteopathie
Rückenschmerzen sind auf dem Weg, Volkskrankheit Nummer eins zu werden. Krankenkassen warnen, dass sie die Hauptursache für Arbeitsausfälle sind. Wenn der untere Rücken steif ist und schmerzt, befürchtet man im schlimmsten Fall einen Bandscheibenvorfall. Mindestens ebenso schmerzhaft, aber zum Glück deutlich harmloser ist eine Blockade des Iliosakral-Gelenks.
von Ulrike Arlt
Schon morgens beim Aufstehen schießt der Schmerz in den unteren Rücken, manchmal sogar in die Lenden, Leisten oder das Gesäß. Jede Bewegung ist qualvoll. Wie zementiert fühlt sich der Rücken an, Bücken oder Aufstehen aus dem Sitzen sind kaum möglich. Rund 80 Prozent der Erwachsenen in Deutschland (so eine aktuelle Erhebung) fühlen sich mindestens einmal in ihrem Leben so elend. Das macht Angst – das Gespenst Bandscheibenvorfall schwebt im Raum. Zum Glück ist das nicht immer der Fall. Ebenso schmerzhaft, aber zum Glück harmloser ist die sogenannte ISG-Blockade.
Unbewegliches ISG
Das Iliosakral-Gelenk (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk, ISG) verbindet den unteren, unbeweglichen Teil unseres Rückens (Kreuzbein oder Os sacrum) mit dem Becken (Os ilium). Da es kein Gelenk im herkömmlichen Sinn, sondern »nur« eine Verbindung zweier Knochen ist, kann es nicht aktiv bewegt werden. Die beiden Knochenenden liegen, verbunden von einer knorpeligen Naht, aneinander und werden von einem starken Bandapparat gesichert. Das macht das ISG einerseits sehr stabil, andererseits aber anfällig, denn die Gelenkflächen können sich verkanten. Ist dies der Fall, dann entsteht das ISG-Syndrom – so werden die Schmerzen, die bei der Blockade entstehen, genannt. Hervorgerufen wird diese Problematik durch Fehlbelastungen, Stürze, Unfälle und muskuläre Dysbalancen, sie kann auch während der Schwangerschaft entstehen. Früher war diese Blockade übrigens eine typische Erkrankung junger Männer, die in ihrer Bundeswehr-Zeit schwere Marschrucksäcke tragen mussten.
Betroffene haben hauptsächlich Schmerzen direkt am Ort des Geschehens, also am unteren Ende der Wirbelsäule. Sie können sich aber auch über das Gesäß ziehen oder den hinteren Oberschenkel entlang bis zum Knie ausstrahlen. Dann ähnelt der Schmerz dem eines Bandscheibenvorfalls, sodass hier eine gründliche orthopädische Untersuchung erfolgen sollte. Sogar im Unterbauch und der Leiste kann sich der Schmerz zeigen, dann ist zusätzlich der Lenden-Darmbeinmuskel (Iliopsoas) verspannt.
Blockierungen lösen
Ist den Schmerzen nicht mit Wärme und Schmerzmitteln beizukommen, ist oft guter Rat teuer. Denn Linderung ist erst zu spüren, wenn die blockierten Gelenkflächen nicht mehr ineinander verkeilt sind. Sanfte Mobilisation kann hier helfen. Ein Weg zur Besserung ist die craniosakrale Osteopathie, ein Teilgebiet der Osteopathie. Sie wird bei einer Vielzahl an Beschwerden vom Kopf bis zur Lendenwirbelsäule eingesetzt und darf nur von Ärzten und Heilpraktikern angewandt werden. Bei einer ISG-Blockade löst der Therapeut mit einer festgelegten Abfolge von sanften Berührungen und Mobilisationen den Bereich des Beckens und der Lendenwirbelsäule, um die nachlassende Spannung dann über Nacken und Kopf aus dem Bewegungsapparat zu leiten. Die dabei eintretende Muskelentspannung der behandelten Regionen ist für den Patienten als ein angenehmes Wärmegefühl zu spüren.
Oft merkt der Patient schon nach ersten Sitzungen eine deutliche Lockerung im Bereich des Beckens, was zu einer Erleichterung der Schmerzproblematik führt. Meist genügt bei diesen Beschwerden eine Folge von vier bis sechs Behandlungen, die optimalerweise mit Akupunktur unterstützt werden. Private Kassen und Zusatzversicherungen übernehmen diese Behandlung übrigens in der Regel, deren positive Effekte oft sehr lange anhalten, sodass eine Wiederholung der Sitzungen oft erst nach einigen Monaten bis Jahren notwendig ist.
Selbsthilfe
Der Patient kann auch selbst zur Linderung beitragen: Wärmeanwendungen lockern die verkrampften Muskeln, Dehnübungen für Rumpf, Rücken und Leisten machen feste Muskeln und Bänder elastischer. Wichtig ist, sich die richtige Abfolge und Haltung bei den Übungen vom Arzt, Heilpraktiker oder Physiotherapeuten zeigen zu lassen. Sollten die Probleme schon öfter aufgetreten sein, kann auch eine homöopathische Konstitutionsbehandlung unterstützend wirken. Bei vorübergehenden Beschwerden wird oft eine Kur mit Schüßler-Salzen empfohlen. Wie bei allen Rückenproblemen gilt auch hier: Sollten die Beschwerden mittels Schonung und Selbsttherapie nicht innerhalb weniger Tage deutlich besser werden, oder kommen Nervenausfälle wie Sensibilitätsstörungen, verzögertes Wasserlassen oder Kräfteverlust in den Beinen hinzu, handelt es sich um eine ernsthafte Erkrankung, die sofort ärztlich abgeklärt werden muss!
Diese Symptome können auf eine ISG-Blockade hinweisen
- Anfallsartige, einschießende Schmerzen beim Beugen oder Drehen des Rumpfs
- Schmerzen im unteren Rücken beim Gehen
- Schmerzen und Steifheit beim Aufstehen nach längerem Sitzen
- Ziehende Schmerzen in den Oberschenkeln, der Leiste oder im Gesäß
Zur Person
Ulrike Arlt ist Heilpraktikerin und arbeitet in ihrer Praxis mit der Kombination verschiedener alternativer Heilmethoden. Neben der klassischen Homöopathie kommen craniosakrale Osteopathie, chinesische Körperakupunktur und Pflanzenheilkunde zum Einsatz. Schwerpunkte ihrer Tätigkeit sind die Behandlung von Immunschwäche, chronischen Erkrankungen und Schmerzzuständen sowie emotionalen Problemen, Erschöpfung und Burn-Out.
Nähere Infos:
Orlandostr. 8 (neben Platzl)
80331 München
Tel 0171 / 171 88 03